Musikzeit - Theorie - Verzierungen

Verzierungen

Verzierungen - auch Ornamente genannt - sind das Salz in der Musiksuppe. Das Ausschmücken einer Melodie gibt ihr erst die richtige Würze und eine individuelle Note. Verzierungen werden in vielen Musikrichtungen nicht explizit in die Noten geschrieben, sondern vom Musiker live dazugedichtet. Dadurch kann eine Melodie sehr verschieden klingen, je nach Musiker und Stimmung.
In der klassischen Musik ist man jedoch dazu übergegangen, die üblichen Verzierungen durch verschiedene Zeichen in den Noten zu kennzeichnen.

Abgesehen von den Vorschlägen handelt es sich bei den Verzierungen um Umspielungen des eigentlichen Melodietons (Hauptnote genannt) durch die Töne direkt darüber und darunter (die Nebennoten). Direkt darüber oder darunter bedeutet in dem Fall im Sekundabstand. Ob es sich dabei um eine große oder eine kleine Sekunde handelt, ergibt sich aus der Tonart (näheres dazu bei der Erklärung zum Doppelschlag).

Doppelschlag

Beim Doppelschlag wird die Melodienote erst durch die obere, dann durch die untere Nebennote umspielt. Dabei beginnt man mit der oberen Nebennote, gefolgt von der Hauptnote, dann erklingt die untere Nebennote und zum Schluß noch einmal die Hauptnote. Ein Doppelschlag besteht also immer aus vier Tönen:
normaler Doppelschlag
Das obige Zeichen für den Doppelschlag ist das gebräuchlichste, das gleiche Zeichen kann aber auch spiegelbildlich oder senkrecht auftauchen.

Welche Noten genau zu spielen sind, ergibt sich aus der Tonleiter:
Doppelschlag in C-Dur auf dem Ton h     Doppelschlag in H-Dur auf dem Ton e
Während im linken Beispiel zur oberen Note automatisch ein Halbtonschritt entsteht (h-c), ist die untere Note einen Ganztonschritt entfernt. Im rechten Beispiel ist es genau umgekehrt: e-fis ergibt einen Ganzton, e-dis einen Halbton.

Die Nebennoten können durch Vorzeichen chromatisch verändert werden. Ein Vorzeichen über dem Doppelschlagzeichen steht dabei für die obere Nebennote, unter dem Doppelschlagzeichen gilt es logischerweise für die untere Nebennote. Es können beide Nebennoten gleichzeitig verändert werden, auch gemischt mit # und b. Neben # und b ist auch ein Auflösungszeichen möglich.
Doppelschlag mit b und #     Doppelschlag mit drei # für beide Nebennote und Hauptnote     Doppelschlag mit Auflösungszeichen

Häufiger als direkt über der Note findet man den Doppelschlag zwischen zwei Noten. Dadurch wird zuerst die Hauptnote gespielt und dann (je nach Notenwert) der Doppelschlag eingefügt.
Doppelschlag zwischen zwei Noten

Achtung bei Doppelgriffen (z.B. für Klavier). Das Doppelschlagzeichen steht nicht automatisch für beide Noten!
Doppelschlag nur auf der oberen Note     Doppelschlag nur auf der unteren Note     Doppelschlag mit beiden Noten

Pralltriller

Der Pralltriller (auch kurz Praller genannt) ist quasi ein kleines Trillerchen: es beschreibt den einmaligen Wechsel mit der oberen Nebennote und wird durch eine kurze gezackte Wellenlinie gekennzeichnet.
Pralltriller: Wechsel mit der oberen Nebennote
Alle Aussagen beim Doppelschlag bezüglich chromatischer Veränderungen und Doppelgriffe gelten auch für den Pralltriller.

Mordent

Der Mordent (ital. = "Beißer") ist das Gegenstück zum Pralltriller: Hier wird einmalig mit der unteren Nebennote gewechselt. Das Zeichen enthält einen senkrechten Strich durch die gezackte Wellenlinie. Die Regeln für chromatische Veränderungen usw. gelten natürlich auch hier.
Mordent: Wechsel mit der unteren Nebennote

Triller

Ein Triller ist eine Verzierung, bei der die eigentliche Note im schnellen Wechsel mit der darüberliegenden Note gespielt wird. Wie oft (und wie schnell) dieser Wechsel gespielt wird, hängt von der Länge der Note, dem Tempo und Charakter des Musikstückes und natürlich vom Können des Instrumentalisten ab. Zum Schluß wird noch einmal die untere Nebennote und dann die Hauptnote gespielt.
normaler Triller ohne Nachschlagskennzeichnung

Dieser Wechsel zur unteren Nebennote heißt Nachschlag und wird oft in den Noten extra notiert.
normaler Triller mit Nachschlagskennzeichnung

Der Nachschlag entfällt, wenn die folgende Note nach dem Triller die untere Nebennote ist:
Triller ohne Nachschlag

Ein Triller beginnt heute üblicherweise mit der Hauptnote (im 19. Jh. begann er mit der Nebennote, wenn nichts vermerkt war). Soll er trotzdem mit der Nebennote beginnen, schreibt man einen kleinen Vorschlag:
Triller mit Vorschlag

Gekennzeichnet wird der Triller heute durch die Abkürzung tr (oder früher auch nur t) über der Note. Früher war auch nach dem tr eine Wellenlinie über die gesamte Dauer des Trillers üblich: tr~~~~.
Auch beim Triller gelten die Regeln für chromatische Veränderungen und Doppelgriffe.
Ein Doppeltriller ist ein Triller in zwei Stimmen gleichzeitig (siehe Erklärung beim Doppelschlag), eine Trillerkette bezeichnet dagegen mehrere Triller nacheinander.
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Seite erstellt: 19.08.2007

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